Pfadfinderbewegung

Die Prinzipien der Pfadfinderbewegung

Die Prinzipien der Pfadfinderbewegung dienen als Grundlage für die Entwicklung einer verantwortungsbewussten Haltung und eines gesellschaftlichen Bewusstseins bei jungen Menschen. Diese Prinzipien wurden auf der 41. Weltkonferenz in Baku 2017 neu gefasst und umfassen drei zentrale Verpflichtungen:

  1. Verantwortung gegenüber Gott: Dies beinhaltet die Einhaltung spiritueller Prinzipien, die Loyalität gegenüber der eigenen Religion und die Annahme der daraus resultierenden Verantwortung. Es geht darum, den Glauben aktiv zu leben und die spirituellen Werte in den Alltag zu integrieren.
  2. Verantwortung gegenüber anderen: Diese Verpflichtung umfasst die Loyalität gegenüber dem eigenen Land und die Förderung von Frieden, Verständigung und Zusammenarbeit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Es geht darum, die Würde der Menschen und die Integrität der Natur zu achten und aktiv zur gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen.
  3. Verantwortung gegenüber sich selbst: Hierbei steht die persönliche Entwicklung im Vordergrund. Es geht darum, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und kontinuierlich an der eigenen Weiterentwicklung zu arbeiten.

Die pfadfinderische Methodik

Die pfadfinderische Methodik basiert auf dem Konzept des selbstständigen Lernens und der persönlichen Weiterentwicklung. Sie besteht aus acht ineinandergreifenden Elementen, die gemeinsam die Grundlage der pfadfinderischen Arbeit bilden:

  1. Gesetz und Versprechen: Diese stellen das persönliche und freiwillige Bekenntnis zu den gemeinsamen pfadfinderischen Werten dar und sind das Fundament für alles, was ein Pfadfinder tun und sein möchte.
  2. Groß- und Kleingruppe: Die Arbeit in festen Kleingruppen fördert die Mitgestaltung und Zusammenarbeit innerhalb der Großgruppe. Dies entwickelt ein Gefühl von Zugehörigkeit und Verantwortung sowie ein tolerantes Miteinander.
  3. Lebendiges Mitglied der Gemeinde: Pfadfinder engagieren sich nicht nur innerhalb ihres Stammes, sondern auch in der lokalen Gemeinde und darüber hinaus. Sie tragen den pfadfinderischen Gedanken in ihr Umfeld und fördern das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gemeinschaften.
  4. Learning by Doing: Pfadfinder lernen durch praktische Erfahrungen und die Reflexion dieser Erlebnisse. Dieser Kreislauf unterstützt die persönliche Weiterentwicklung und eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten.
  5. Natur: Die Natur ist ein zentraler Erfahrungs- und Entdeckungsraum für Pfadfinder. Sie bietet Abwechslung und Entschleunigung vom Alltag und wird als schützenswert betrachtet. Pfadfinder tragen durch nachhaltiges Handeln zum Schutz der Natur bei.
  6. Persönliche Weiterentwicklung: Die pfadfinderische Methodik ermöglicht es den Mitgliedern, sich in vielfältigen Lernsituationen auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Motivation und Herausforderung sind dabei zentrale Elemente.
  7. Stil und Kultur: Pfadfinder entwickeln in ihren Gruppen eine eigene Kultur und Identität. Traditionen und neue Impulse prägen das gemeinsame Leben und schaffen ein Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit.
  8. Unterstützung durch Erwachsene: Erwachsene Leiter agieren in einem respektvollen Miteinander mit den Kindern und Jugendlichen. Sie unterstützen und begleiten die jungen Menschen auf ihrem Weg und schaffen Lernmöglichkeiten.

Diese Prinzipien und Methoden bilden das Herzstück der pfadfinderischen Erziehung und tragen dazu bei, dass junge Menschen zu verantwortungsbewussten, selbstständigen und engagierten Persönlichkeiten heranwachsen.

Die Geschichte der Pfadfinderbewegung

Die Pfadfinderbewegung wurde 1907 von Robert Baden-Powell in Großbritannien gegründet. Das erste Pfadfinderlager fand auf Brownsea Island statt und legte den Grundstein für eine weltweite Jugendbewegung, die auf den Prinzipien von Abenteuer, Gemeinschaft und Verantwortung basiert. Baden-Powell, ein britischer General, entwickelte aus den Erfahrungen dieses Lagers die Pfadfindermethode, die in seinem Buch „Scouting for Boys“ beschrieben ist.

In Deutschland fand die Pfadfinderbewegung im Kontext der bündischen Jugend schnell Anklang. Diese Jugendbewegung betonte Naturerlebnisse, Selbstbestimmung und Gemeinschaft. Die bündische Jugend war eine Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung und suchte nach neuen Wegen der Selbstverwirklichung und Gemeinschaftserfahrung in der Natur.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Pfadfinderverbände jedoch verboten. Viele Mitglieder schlossen sich der Hitlerjugend an oder gingen in den Untergrund. Die Ideale der Pfadfinderbewegung standen im Widerspruch zu den totalitären und militaristischen Zielen des NS-Regimes. Trotz dieser schwierigen Zeit überlebten die Werte und Prinzipien der Pfadfinderbewegung im Verborgenen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Pfadfinderbewegung in Deutschland einen Neustart. Alte und neue Gruppen formierten sich und schlossen sich 1949 zum Ring deutscher Pfadfinderverbände (RdP) zusammen, um die Pfadfinderarbeit zu koordinieren und zu fördern. Der RdP ist Mitglied der World Organization of the Scout Movement (WOSM), die weltweit über 50 Millionen Pfadfinder in 216 Ländern und Territorien vereint.

Die Mitgliedsverbände des RdP sind:

  • Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP)
  • Bund Muslimischer Pfadfinderinnen und Pfadfinder Deutschlands (BMPPD)
  • Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG)
  • Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG)
  • Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP)